Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

Archiv




Samstag, 27.03.2010

"Synonym für Engagement"

Umweltpreis: Stadt Mörfelden-Walldorf zeichnet Ehepaar Raiss und Suttner-Schüler aus

Eine engagierte Schülergruppe und langjährige Aktivisten im Kampf für den Naturschutz sind die Träger des ersten Umweltpreises der Stadt Mörfelden-Walldorf. Dotiert ist der vom Stadtparlament 2008 ins Leben gerufene Preis mit 2000 Euro. Eine Teilung der Auszeichnung sei aber in den Vergabekriterien möglich, sagte Bürgermeister Heinz-Peter Becker am Freitagbei der Verleihung in der Aula der Bertha-von-Suttner-Schule (BvS).

So griff die Jury die zwei Vorschläge auf, die für den Umweltpreis 2009 eingereicht worden waren: 22 Jungen und Mädchen der BvS, die sich im vergangenen Schuljahr im Wahlpflichtkurs Naturdetektive der siebten Klasse bei Biologielehrer Joachim Becker engagierten, starteten mit dem Umweltpreis in die Osterferien. Ebenso Käte und Walter Raiss, die unter anderem die Bürgerinitiative gegen die Flughafenerweiterung 1978 mitgegründet hatten.

Ehrung: Walter und Käte Raiss wurden mit dem Umweltpreis der Stadt
Mörfelden-Walldorf für ihr Lebenswerk ausgezeichnet.
Foto: Timo Jaworr


Das Ehepaar Raiss stellte in seinem Haus Räume für die Bürgerinitiative zur Verfügung, als der Kampf gegen die Startbahn West begann. Ihr Heim war Anlaufstelle für den Bürgerprotest. "Im ersten Stock und im Keller hatten wir immer Matratzen und Schlafsäcke, damit Leute hier übernachten konnten," erzählt das seit 1951 verheiratete Ehepaar.

Ob das nicht ziemlich nervig war, dauernd die vielen Leute daheim? "Nein," strahlt da die frischgebackene Preisträgerin, "schön war's - anstrengend, aber schön. Wir hatten ja auch sehr viele Frauen, vor allem aus Walldorf, die uns geholfen haben." Auch dass ihr Haus im Fokus des Interesses der Polizei stand, hat die Frau aus einem "gewerkschaftlich-politisch geprägten Elternhaus", wie Becker sagte, nicht weiter gestört. Das Verhältnis zur Polizei sei entspannt gewesen, zu einem Kommissar, inzwischen längst pensioniert, bestehe immer noch Kontakt.

Käte Raiss hat sich auch in der Grünen Bürgerliste engagiert, gehörte von 1985 bis 1993 dem Magistrat an und war von 1997 bis 2002 als Stadtverordnete im Sozialausschuss. Verstrahlten Menschen in Tschernobyl hat sie ebenso geholfen wie Frauen in Kroatien nach dem Bürgerkrieg.

Ihr Mann Walter, bis zum Ruhestand selbstständiger Steinmetz und Bildhauer, gehörte zu den Gründungsmitgliedern, als 1981 der Bund für Umwelt und Naturschutz in Hessen und gleichzeitig auch der Ortsverband Mörfelden-Walldorf entstand. Lange war er im Landesvorstand aktiv, außerdem unter anderem im Förderverein Jagdschloss Mönchbruch.

Käte und Walter Raiss seien ein Synonym für gesellschaftliches Engagement, lobte Heinz-Peter Becker in seiner Laudatio. Die Suttner-Schule sei nicht nur wegen der ausgezeichneten Schulklasse als Ort für die Umweltpreisverleihung gewählt worden, sondern auch, weil sich das Ehepaar Raiss dafür eingesetzt habe, dass die umgebenden Streuobstwiesen als historische Kulturlandschaft erhalten bleiben.

Walter Raiss dankte nach der Auszeichnung besonders seiner Frau. "Die Umgebung der Schule war eine Wüstenei, bis sie die Initiative ergriffen hat, einen Schulgarten anzulegen und einen Querschnitt aller Baumarten, die in der Umgebung heimisch sind, hier anzupflanzen." Vor allem Nussbäume wurden auf ihren Vorschlag wieder gepflanzt, damit die Adresse "An den Nussbäumen" auch wieder Sinn ergebe.

Auch die Naturdetektive haben ihre Schulumgebung schöner gemacht: Sie erfüllten eine Abmachung zwischen Schulleitung und Stadt, nach der die Schule den Rad- und Fußweg zum Schulgebäude von Müll befreit. Außerdem haben die Naturdetektive den Schulteich gesäubert und die Umgebung von Brombeerhecken befreit.

Einige der Schüler sind aber auch abseits des Unterrichtes für den Umweltschutz aktiv: Chiara Müller hat den Kursus gewählt, "weil ich auch im Naturschutzbund Mitglied bin", Anina Hofmann hat sich mit anderen Mitschülern dafür eingesetzt, dass der Schulgarten wieder hergerichtet wird. Robin Leussler und Sebastian Hamela sind beide in der Jugendfeuerwehr aktiv und haben organisiert, dass diese den Teich wieder mit Wasser auffüllt.

Ihre 500 Euro Preisgeld wollen die Schüler in die Neugestaltung des Außengeländes der Schule stecken. Das Ehepaar Raiss will seine 1500 Euro in ein Projekt für die Streuobstbestände in Mörfelden-Walldorf investieren.

Als Brücke über die Generationen schenkten Käte und Walter Raiss den Schülern ein Plakat mit geschützten Pflanzen der Umgebung. "Es wäre schön, wenn die Jugendlichen bei ihrem Engagement bleiben würden", lautete Walter Raiss' anschließender Wunsch.

Bericht: ahs

Quelle: Groß-Gerauer Echo 27.03.2010
echo-online.de