Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Freitag, 14.05.2010

Zwei Mädchen müssen immer aufs Feld

Fußball: Fünfte Klassen der Suttner-Schule tragen eine Mini-WM aus - Fair-Play-Gedanke steht im Vordergrund

Der Ball ist im Tor, Südafrika geht unter dem Jubel der Menge vor Japan in Führung. Aber das Spiel geht weiter, und die Akteure auf dem Spielfeld geben genauso wie das Publikum alles. Es bleibt spannend, der Ball ist immer in Bewegung - böse Fouls hingegen gibt es keine. Kein Wunder: Vier Wochen vor Beginn der Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika machen die fünften Klassen der Bertha-von-Suttner-Schule ganz bewusst vor, was "Fair Play" heißt.

Sie nehmen am "Ballance-Straßenfußball-Turnier für Toleranz" teil, und jede Klasse vertritt eines der Länder, die an der "richtigen" WM teilnehmen. Das Besondere an diesem Turnier ist: Es gewinnt nicht unbedingt die Mannschaft mit den meisten Toren, sondern vielleicht auch diejenige, die am fairsten gespielt hat.

Die Spiele beim Ballance-Straßenfußballturnier werden allesamt ohne Schiedsrichter, dafür aber mit Spielbeobachtern ausgetragen. Diese vergeben zusätzliche Fairnesspunkte, wenn sich eine Mannschaft besonders vorbildlich verhalten hat. Die vier aktiven Spieler der Mannschaften dürfen im fliegenden Wechsel ausgetauscht werden. Einzige Bedingung: Es müssen immer mindestens zwei Mädchen auf dem Platz sein.

Japan gegen Südafrika war eine der Partien, die am Mittwoch bei der "Ballance-Mini-WM"
an der Bertha-von-Suttner-Schule ausgetragen wurden. Dabei wurde nicht nur um Tore,
sondern auch um Punkte in der Fairnesswertung gekämpft.
Foto: Anette Keim


Schon vor der Ballance-WM haben sich die Schüler in ihren Klassen auf den großen Tag vorbereitet. Sie haben T-Shirts und Fahnen gemalt und einiges über das Land erfahren, das sie vertreten. Nach der Mini-WM wird ein Projekttag zum Thema "Ich bin anders - Ich bin wie du" folgen, der ebenso wie das Turnier Toleranz und Respekt fördern soll.

Und während Südafrika und Japan weiter in der Straßenfußballanlage um Tore und Fairnesspunkte kämpfen, stärken sich die anderen Schüler an ihren Gruppentischen mit Bananen, Pausensnacks und Getränken. Die 5c fällt durch besonders liebevoll bemalte T-Shirts auf, die einheitlich sowohl die australische Flagge als auch ein Känguru zeigen.

Etwas über Australien erfahren zu haben, finden Luna und Viviane gut. Fußball spielen halten sie dagegen für "eher doof", eigentlich sei das nichts für Mädchen. Da widerspricht ihre Klassenkameradin Lea allerdings direkt: "Ich spiele gern Fußball, auch sonst immer", sagt sie. Jannik findet das Spielen mit Mädchen langweilig. "Die springen immer weg, wenn der Ball kommt", sagt er - und erntet prompt Proteste: "Boah, wir haben uns voll angestrengt", rufen die Mädchen. Einig sind sie sich aber, wenn es um Respekt und Toleranz geht. "Respekt voreinander haben ist gut, das haben wir sowieso. Gebräuche aus anderen Ländern sollte man akzeptieren", sagen die Schüler einhellig.

Seit neun Jahren gibt es das Projekt "Ballance" im Kreis Groß-Gerau, das unter anderem vom Land, vom Deutschen Fußballbund und vom Hessischen Fußballverband getragen wird. An der Bertha-von-Suttner-Schule richtet das Jugendbildungswerk des Kreises Groß-Gerau das Turnier aus.

Laut Jugendbildungsreferent Peter Schlimme könnte es allerdings sein, dass im nächsten Jahr die Mini-WM zum letzten Mal ausgetragen wird. Dann laufe das Projekt aus und könne nur fortgeführt werden, wenn Sponsoren gefunden würden.

Bericht: Anette Keim

Quelle: Groß-Gerauer Echo 14.05.2010
echo-online.de