Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Samstag, 15.05.2010

Am Bauhof wächst ein Baum aus Metall

Projekt: Jugendliche der Bertha-von-Suttner-Schule Mörfelden-Walldorf gestalten mit zwei Künstlern eine Skulptur



Ein rund 1000 Kilogramm schwerer Baum wächst zurzeit auf dem Walldorfer Bauhof. Kreiert wird er von zwölf Schülerinnen und Schülern eines Kunstprojektes der Bertha-von-Suttner-Schule. Die Jugendlichen aus Jahrgang zwölf arbeiten gemeinsam mit ihrer Kunstlehrerin Inna Poltorychin und den beiden Künstlern Otto Schaffner und Filipe Mirante an der rund sechs Meter hohen Skulptur, die später in der Nähe des Schulgebäudes ihren Platz finden soll.

Im aktuellen Wachstumsstadium sind die Projektteilnehmer dabei, den Stamm aus Stahl und die eisernen Äste mit Kupferzweigen und Marmorblättern zu versehen. Einige von ihnen halten deshalb zum ersten Mal einen Lötkolben in der Hand und sind mit Werkzeugen zugange, mit denen sie im normalen Schulalltag noch nie Kontakt hatten.

Das Kunstobjekt soll nach Angaben von Bürgermeister Heinz-Peter Becker Teil eines Skulpturen-Weges entlang dem Radweg zwischen Mörfelden und Walldorf werden. Da dort auch die Bertha-von-Suttner-Schule liege, biete es sich an, dass auch die Schüler ihren Teil dazu beisteuerten. Vielleicht entstehe daraus sogar eine Tradition, dass die Schule gemeinsam mit Künstlern Skulpturen entwickele. Die Stadt stellt den Bauhof als Arbeitsplatz und die Materialien zur Verfügung.

Etwa alle zwei bis drei Wochen treffen sich die Jugendlichen freitags und samstags mit den beiden Künstlern, um den Baum wachsen zu lassen. "Wir hatten eigentlich vorgehabt, bis zu den Sommerferien fertig zu sein", sagt Poltorychin. Doch das Material erweise sich als sperrig. "Es kann sein, dass wir länger brauchen."

Wo sollen die Äste hin? Über diese Frage diskutieren die Schüler Remo Bahl,
Dean Haltmeyer und Heike Markwart (Zweiter bis Vierte von links) mit den Künstlern
Otto Schaffner (links) und Filipe Mirante (rechts). Die Zwölftklässler der Bertha-von-
Suttner-Schule arbeiten auf dem Walldorfer Bauhof an einer Skulptur.
Foto: Sigrid Aldehoff


Die Entscheidung, welches Objekt entstehen solle, sei schwierig gewesen, sagt die Kunstlehrerin. "Wir wollten den Schülern nichts vorsetzen." Jetzt sei man auf den Baum gekommen. Da Otto Schaffner, der den Skulpturenpark in Mörfelden ins Leben gerufen hat, bevorzugt mit Eisen, der Bildhauer Filipe Mirante mit Marmor arbeitet, ist beides auch in dem gemeinsamen Objekt enthalten. "Den Umgang mit solchen Materialien kann ich meinen Schülern im normalen Unterricht gar nicht bieten." Dafür stehen die beiden Künstler den Jugendlichen zur Seite und zeigen ihnen, welche Ideen machbar sind und wie sie umgesetzt werden können.

Wie der Baum am Ende aussieht, sei offen, sagt Poltorychin. "Beim Arbeiten entstehen oft interessantere Sachen als beim Diskutieren. Jeder hat die Möglichkeit, sich hier einzubringen." Eine Idee sei gewesen, den aus einem dicken Rohr bestehenden Stamm mit glatt gehämmerten Getränkedosen zu versehen, erzählt Otto Schaffner, "das sieht dann bunter aus". Er habe das Gefühl, dass die Jugendlichen "richtig gerne hier dabei sind", und auch Filipe Mirante lobt das Engagement der Teilnehmer, die an den Freitagen vom Unterricht freigestellt werden.

Viola Leonhardt und Larissa Schmelz stellen Zweige und Blätter für den Baum her. Die Zweige sind stärkere Kupferstangen, die erst zurechtgeschnitten und dann am Ende dicker gelötet werden, damit die mit einem Loch versehenen Marmorblätter nicht herunterrutschen. "Das Löten lernt man, wenn man es ein oder zweimal gemacht hat", sagt Viola. Im nächsten Jahr werden die Teilnehmer für derartige Projekte wohl keine Zeit mehr haben, schätzt Larissa. "Es geht jetzt auf das Abi zu."

"Eine Skulptur haben wir noch nie in der Schule gemacht", sagt Heike Markwart zur Begründung, warum sie auch freie Samstage auf dem Bauhof verbringt. "Wir können dabei unheimlich viel lernen - ich habe hier das erste Mal gelötet", erzählt sie, während sie mit gesundem Respekt den Lötkolben auf Distanz hält. Reizvoll sei auch, dass "hier jeder das macht, was ihn interessiert, und hinterher gibt es ein Ganzes".

Ähnlich sieht es auch Lena Bibos: "Ich finde es cool, dass wir uns alle in einem gemeinsamen Projekt treffen", sagt sie und ergänzt: "Außerdem mag ich die Idee, ein Verbindungsstück zwischen Mörfelden und Walldorf zu gestalten."

Bericht: ahs

Quelle: Groß-Gerauer Echo 15.05.2010
echo-online.de