Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

Archiv




Montag, 21.06.2010

Zehn Mal eine Eins vor dem Komma

Reifeprüfung: Bertha-von-Suttner-Schule Mörfelden-Walldorf verabschiedet im Bürgerhaus 60 Abiturienten

Das Abitur ist gepackt, Sommer und Ausspannen können beginnen. Bei der akademischen Feier der Bertha-von-Suttner-Schule wurde allerdings deutlich, dass die Abiturienten zwar einen wichtigen Lebensabschnitt gemeistert haben, der eigentlich Ernst des Lebens aber erst jetzt beginnt.

Erleichtert über das bestandene Abitur waren die Abgänger der Bertha-von-Suttner-Schule.
Sie feierten am Freitagabend im Mörfelder Bürgerhaus mit Lehrern, Freunden und
Verwandten den Schritt in den neuen Lebensabschnitt.
Foto: Sebastian Schwappacher


Um sich die Schuljahre noch einmal ins Gedächtnis zu rufen, ließen die Abiturienten im Mörfelder Bürgerhaus die Oberstufenzeit Revue passieren. Schüler der zwölften Klasse sorgten für ein unterhaltsames Programm, bevor der Abend mit einem gemeinsamen Essen ausklang.

"Wenn ich die Augen schließe, sehe ich einen wunderschönen und einmaligen Film über unsere Schulzeit", erklärte Faisal Kawusi, einer von 60 Abgängern, im Redebeitrag der Abiturienten. "Der Film ist zu Ende, und es war nur die Vorschau. Jetzt geht es erst richtig los", ergänzte Anam Nadeem.

Um Notendurchschnitte und Leistungskurse hätten sie sich vor drei Jahren noch keine großen Gedanken gemacht. Wichtiger war, was es mittags zu essen gab und wie man schneller an den Computer kam als der kleine Bruder. Je näher das Abitur rückte, desto mehr Lerngruppen gab es, aus Feinden wurden Freunde, und Energiedrinks verhalfen zu wunderschönen Augenringen, wie sich Kawusi und Nadeem erinnerten.

Für zehn Schülerinnen und Schüler steht eine Eins vor dem Komma. Den besten Notenschnitt erreichte Sabrina Schluckebier mit einer 1,2. Insgesamt liege der Jahrgang im Landesdurchschnitt, berichtete Rektorin Ute Zeller nicht ohne Stolz. Jetzt stünden den Abgängern viele Türen offen. Ute Zeller hofft, "das Mögliche getan zu haben, damit jeder seinen Platz findet".

Sie rief die Abgänger zum ethischen Handeln und Mitgestalten einer menschlichen Welt auf. Dazu seien viele kleine Schritten notwendig, bei denen sich aber zeigen werde, wie "lohnend es ist, anderen zu helfen". Diesem Appell schloss sich der Vorsitzende des Schulelternbeirats, Hans-Heinrich Viebrock, an. Wichtiger als maßloses Verhalten seien Solidarität und gesellschaftliches Engagement: "Gestalten Sie die Zukunft, werden Sie selbst aktiv."

Wie steht der Jahrgang 2010 eigentlich im Vergleich mit früheren da, fragte sich Oberstufenleiter Klaus Reichert-Girardin, um diese Perspektive gleich wieder zu verwerfen. Er sei fast in die Falle getappt, nur die schulischen Bestleistungen zählen zu lassen und miteinander zu vergleichen.

Dabei müsse besonders beachtet werden, dass viele der Abiturienten in der Grundschule keine Gymnasial-Empfehlung gehabt hätten. Trotz Sprachproblemen hätten viele der Schüler mit ausländischen Wurzeln aber gute Noten und Leistungen abgeliefert: "Und dafür musstet Ihr mehr leisten als andere."

"Ihr habt allen Grund zu feiern", hielt auch Bürgermeister Heinz-Peter Becker fest. Er versprach der Schule Unterstützung bei der Sanierung der Außenanlagen, auch wenn der Kreis Groß-Gerau für die Schule zuständig sei.

Zum Schluss der Feier wurde es noch einmal emotional, als sich Schüler und Tutoren auf der Bühne verabschiedeten. Teilweise unterrichteten die Lehrer die Schüler seit der fünften Klasse.

Den Sprung in die Arbeitswelt können sich viele Schüler noch nicht vorstellen, und so werden die meisten nicht mit dem Lernen aufhören und an eine Universität gehen, wie Ute Zeller berichtete. Den Ernst des Lebens schieben sie also noch einmal um einige Jahre auf.



Bericht: Sebastian Schwappacher

Quelle: Groß-Gerauer Echo 21.06.2010
echo-online.de