Die Bertha-von-Suttner-Schule im Spiegel der Presse

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Montag, 20.09.2010

Befruchtender Austausch mit Besuchern

Kunst: Bei den "Tagen der offenen Ateliers" laden Künstler in Mörfelden und Büttelborn in ihre Arbeitsstätten ein.

Was wäre Kunst ohne Betrachter? Die "Tage der offenen Ateliers" anlässlich des Kultursommers Südhessen luden am Wochenende zu inspirierenden Einblicken ein. 21 Künstlergemeinschaften im Kreis Groß-Gerau hatten ihre Türen geöffnet.
Ein Besucher betrachtet bei den "Tagen der offenen
Ateliers" in der Mörfelder Kunst-Etage eines der
experimentellen Bilder von Sylvia Landau-Hahn.
Die Malerin teilt sich mit ihren Kolleginnen Celia
Habekost und Rosie Landau das Atelier.
Foto: Alexander Heimann


"Das Gespräch mit Besuchern ist ein Geben und Nehmen. Als Künstlerin bin ich gespannt, was meine Werke auslösen, daraus resultiert gegenseitige Befruchtung", sagt Celia Habekost. Die Kunstlehrerin der Bertha-von-Suttner-Schule in Mörfelden-Walldorf gehört zum weiblichen Trio der "Kunst-Etage" in Mörfelden. Schon am Hoftor in der Opelstraße verführt ein großformatiges Triptychon zum Innehalten. Unter dem Motto "Lebensspuren" hat jede der Frauen, teils abstrakt, teils figürlich, zur spannenden Kreation beigetragen. Celia Habekost hat mittig eine Frauenfigur mit erotischer Ausstrahlung gemalt. Eine kräftig rote "Lebensspur" verbindet die drei Bildteile mit rasantem Pinselstrich, der sich haptisch ins Unebene verliert.

"Ich arbeite gern körperbetont - Erotik gehört dazu. Vielleicht kommt es daher, dass ich auch tanze. Meine Bilder wollen die Bewegtheit von Körper, Geist und Seele bündeln", erläutert Habekost. Zum Tag des offenen Ateliers ist auch ihr Vater Rolf gekommen. Wann ging es denn los mit der Malerei der Tochter? Er schmunzelt: "Ich war selbst Balletttänzer - unter anderem am Theater Mannheim. Da stand unserer Tochter das Tor zur Welt der Künste offen. Wenn wir sie mitnahmen, war es schon in der Kindheit das Bühnenbild, das sie faszinierte."

Celia Habekost unterhält sich jetzt mit zwei Müttern über die Malkurse, die sie für Kinder anbietet. "In eng gestrickten Schulstrukturen kommt Kreativität zu kurz. Diese Potenziale zu fördern, ist mir wichtig", sagt sie. Derweilen sitzt Besucherin Stefanie Kohm versonnen im Hof des Ateliers zwischen Naturmaterialien. Die Künstlerinnen laden ihre Gäste ein, der Lust an eigener Gestaltung nachzugehen. Steine, Holz, Kork und Muscheln liegen bereit.

Stefanie Kohm sagt: "Es ist entspannend, einfach mal rum zu kruschen und Kreativität auszuleben. Zuhause macht man das selten." Unversehens entsteht unter ihren Händen aus einem Baumholz und spitz zulaufender Muschel ein stilisiertes Einhorn. "Nanu, aus welchen Tiefen meiner Intuition kommt denn das Einhorn hervor?", sagt sie und lacht.

Im Vestibül des Ateliers erläutert Sylvia Landau-Hahn ihre experimentellen Bilder. Durch Reißen, Kleben, Spachteln und Montieren unterschiedlicher Stoffe entstehen Schichten, die faszinierende Tiefenwirkung entfalten. Ganz anderer Art sind die Installationen aus Bergschafwolle, Filz und Hanf, die die Dritte im künstlerischen Bund kreiert: Rosie Landau gestaltet großformatige Bilder, die wärmende und ausgleichende Atmosphäre haben. Die Besucher zeigen sich überrascht, wie Wolliges wirken kann.

Ganz anderer Art sind die Eindrücke, die sich im Kunst-Atelier Büttelborn bieten. Maler Klaus Kleinz hält am Samstag die Stellung, Zoya Sadri und Ilse Hoger sind am Sonntag für Auskünfte da. "Ich arbeite selbst gern kreativ und hole mir am Tag der offenen Ateliers Anregungen", sagt Besucherin Ursel Kunitsch. Fasziniert betrachtet sie die Pappmaschee-Arbeiten von Zoya Sadri. Da winden sich Flügelformen schlangengleich von der hohen Decke herab, während sich in den leuchtenden Acrylbildern von Klaus Kleinz eine völlig konträre Kunstauffassung manifestiert. "Ich habe als Chemiker in der Lackforschung gearbeitet. Das Ergründen der Wirkungsweise von Farben setzt sich in meinen Bildern fort", erklärt er. Formen sind spielerisch anmutend zum harmonischen Ganzen gefügt.

"Joan Miró ist für mich der absolute Maler. Er sagte etwa, man könne eine helle Trompete niemals in dunklem Erdbraun darstellen. Darin drückt sich erstaunliches Gefühl für die Dinge aus", sagt Kleinz. Die Verschiedenheit der Künste im Büttelborner Atelier zeitige stets anregende Diskussionen, sagt Kleinz. Leben sei spannungsreiche Vielfalt - die Kunst ebenso.

Bericht: lot

Quelle: Groß-Gerauer Echo 20.09.2010
echo-online.de